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»WASSER: KNAPPHEIT, KLIMAWANDEL, WELTERNÄHRUNG«

Wassersprenkler auf einem Feld.

Von DIETER GERTEN

Die Menschheit ist durstig. Seit den frühesten Kulturen begleitet uns die Sorge, wie wir Wasser finden, fördern, verteilen und nutzen. Heute, im 21. Jahrhundert, zeichnet sich eine globale Wasserkrise ab. Extreme Dürren und verschmutzte Gewässer gefährden die Gesundheit und die Ernährung von rund zwei Milliarden Menschen. Konnte früher neue Technologie helfen, mehr Wasser zu fördern, sei das angesichts von Klimawandel und Bevölkerungswachstum keine Lösung mehr, schreibt Dieter Gerten, Wasserexperte am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. In seinem Buch »Wasser: Knappheit, Klimawandel, Welternährung« plädiert der Leibniz-Forscher deshalb für eine neue Wasserethik, die Respekt vor den natürlichen Grenzen der Umwelt hat, Gewässer in ihren intakten Zustand zurückführt und den gerechten Zugang aller Menschen zu sauberem Trinkwasser anstrebt. Gerten ist eine gut lesbare Einführung gelungen, die ihre Ideen nicht nur aus Natur- und Ingenieurwissenschaften zieht, sondern auch kulturelle und religiöse Faktoren einer Wasserwirtschaft der Zukunft bedenkt. STEFANIE HARDICK

Erschienen bei C.H.BECK

»LIEBE IN ZEITEN DES HOCHVERRATS: TAGEBÜCHER UND BRIEFE AUS DEM GEFÄNGNIS 1942–1945«

Historische Porträts von Joy und Günther Weisenborn.

Von JOY & GÜNTHER WEISENBORN

Wie erträgt man zweieinhalb Jahre Gefängnis, immer in Erwartung der eigenen Hinrichtung? 1942 verhaftet die Gestapo Joy und Günther Weisenborn, weil sie in der Widerstandsgruppe »Rote Kapelle« gegen das nationalsozialistische Regime gekämpft hatten. In streng kontrollierten Briefen schafft sich das erst seit Kurzem verheiratete Paar eine Gegenwelt zum zermürbenden Haftalltag, baut sich unermüdlich gegenseitig auf. Jedes noch so kurze Treffen gibt Mut und Kraft; jedes Schreibverbot wiederum trifft die Liebenden hart. Joy wird früher als ihr Mann entlassen und beginnt, Tagebuch zu schreiben. Die Söhne der Weisenborns und der Historiker Hans Woller, langjähriger Mitarbeiter des Münchner Instituts für Zeitgeschichte, haben Joys Aufzeichnungen nun erstmals veröffentlicht. Neben ihrer Einsamkeit beschreibt sie darin die chaotischen Zustände der letzten beiden Kriegsjahre. 1945 wird Günther schließlich von der Roten Armee befreit, kurz nach Kriegsende kehrt er zu seiner Frau zurück. In einem kurzen Epilog beleuchtet Woller den weiteren Lebensweg dieses ungewöhnlichen Paares.
MARION TULKA

Erschienen bei C.H.BECK

»PORSCHE. VOM KONSTRUKTIONSBÜRO ZUR WELTMARKE«

Historische Aufnahme von Ferdinand Porsche vor einem Porsche.

Von WOLFRAM PYTA, NILS HAVEMANN & JUTTA BRAUN

»Am Anfang schaute ich mich um«, sagte Ferdinand Porsche, »konnte aber den Wagen, von dem ich träumte, nicht finden. Also beschloss ich, ihn mir selbst zu bauen.« Wolfram Pyta und Nils Havemann von der Universität Stuttgart und Jutta Braun vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam schildern die Wirtschaftsgeschichte der heutigen Weltmarke, die Porsche 1930 als Konstruktionsbüro ins Leben rief. Im Mittelpunkt steht dabei der mit viel Technik- und Ingenieurgeist ausgestattete und zunächst durchaus mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfende Gründer, der in seiner Villa in Stuttgart lieber eine Doppelgarage als eine Bibliothek einbauen ließ. Neben den Anfängen und der Entwicklung des Grand-Prix- Rennwagens und des ersten Volkwagens beleuchten die Historiker auch Ferdinand Porsches enge Verbindung zum NS-Regime. In ihrem Buch erfahren Oldtimerliebhaber, aber auch Zeithistoriker und Wirtschaftsinteressierte viele Details und überraschende Zusammenhänge. BRITTA HORSTMANN

Erschienen im Siedler Verlag

WAS LESEN SIE, HERR DEVENTER?

Straßenszene in Jerusalem.

GRUNEWALD IM ORIENT von Thomas Sparr!

Bei meiner ersten Reise nach Jerusalem in den späten 1980er Jahren streifte ich durch ein idyllisches Stadtviertel, über das jetzt ein schmales, aber umso schöneres Buch erschienen ist. Informiert und einfühlsam zugleich erzählt es von einer verschwundenen Welt in der heiligen Stadt. Thomas Sparr porträtiert das Viertel Rechavia, das Anfang der 1920er Jahre von dem Frankfurter Architekten Richard Kaufmann als Gartenstadt angelegt und ab 1933 zum Refugium verstoßener deutscher Juden wurde. Eindrucksvoll und berührend verlebendigt er über Briefe, Autobiografien und literarische Texte den schwierigen Alltag von Künstlern, Dichtern und Akademikern der Hebräischen Universität, darunter zahlreiche Prominente wie Gershom Scholem, Martin Buber und Else Lasker-Schüler. Heimweh wurde begegnet mit dem Festhalten an der vertrauten Küche (Würstchen mit Senf und Kartoffelsalat), tiefe Sorge um die Daheimgebliebenen bekämpft durch Gemeinschaft bei Hausmusik und Lesungen, in deutschen Kaffeehäusern, Bäckereien und Buchläden. Die bis in die späten 1960er Jahre hineinreichenden 20 Porträts prominenter Bewohner und Gäste sind ein Schatzkästlein, die Miniaturen, etwa über Werner Kraft, Konrad Adenauer und Anna Maria Jokl, bleiben lange haften. JÖRG DEVENTER ist Stellvertreter der Direktorin am Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur — Simon Dubnow.

Erschienen im Berenberg Verlag

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