leibniz

N°22

Gedächtnis

Schwerpunkt N°22 · Gedächtnis

Vor jeder Erinnerung stehen ein Moment und die Frage: Wie werden wir ihn im Gedächtnis behalten? Die Erdgeschichte verewigt sich in Sedimenten, Wissen und Geschichte(n) werden mal mündlich, mal schriftlich überliefert, Viren und Bakterien merkt sich (meist) das Immunsystem, Bilder und Texte landen auf Festplatten, Servern, Papier. Andere Erinnerungen verblassen oder tun weh. Warum sollten wir uns trotzdem auch an dunkle Zeiten erinnern? Und wann kann Vergessen heilsam sein?

Die Redaktion

Die Gegenwart ist der Zukunft voll und mit der Vergangenheit erfüllt.

GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ

Menschen dieser Ausgabe

Der Illustrator Nino Bulling.

NINO BULLING

Der Künstler hat sich Überlebenden der Shoah gewidmet, die als Zeugen vor deutschen Gerichten ein weiteres Mal Unrecht erfuhren. Einen Aspekt fand Bulling als Zeichner besonders interessant: »Die vermeintliche Verschwommenheit von Erinnerungen, wegen der Aussagen in NS-Prozessen mal eben für ungültig erklärt wurden.«

Die Fotografin Anne Schönharting.

ANNE SCHÖNHARTING

Als Fotografin begegne sie immer wieder Menschen, die das Glück haben, ihre Arbeit als Berufung zu empfinden, schrieb uns Anne Schönharting nach ihrem Besuch beim Immunologen Andreas Radbruch. »Diese Menschen befinden sich in einem Zustand des Flows – und ihre Freude und Erfüllung sind ansteckend!« Ganz genau so habe sie es am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum erlebt.

Der Journalist Niclas Seydack.

NICLAS SEYDACK

Mit Orten der Einnerung kennt unser Autor sich aus. Er hat Geschichte studiert und sie immer wieder besucht – KZ-Gedänkstätten, Mahnmale, Schauplätze der NS-Politik. Für »leibniz« reiste er zur Dokumentation Obersalzberg, die über Hitlers Feriendomizil und zweiten Regierungssitz aufklärt. »Etwas Unkonkretes wird dort ganz greifbar: Die Planung eines Völkermords in schönster Bergwelt – weit weg von den Tatorten.«