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Nutztiere finde ich interessanter als Heimtiere. Statt Hunde und Katzen zu behandeln, untersuche ich lieber regelmäßig unsere Sauen mit ihren Ferkeln. Bei Bedarf kümmere ich mich um unsere Zwergziegen, wenn sie nicht gerade für Verhaltensexperimente genutzt werden, und unterstütze einen Kollegen, der für die Milchkühe zuständig ist. Mit unserer Forschung wollen wir die Haltungsbedingungen zum Wohl der Nutztiere verbessern.

Als Institutstierarzt helfe ich auch, die Versuche zu optimieren, die wir dazu durchführen. Ich habe zum Beispiel eine minimalinvasive Operationsmethode mitentwickelt, bei der wir Schweinen an der Halsseite EKG- und Blutdrucktransmitter einsetzen. Mit den per Funk übertragenen Daten, die Elektroden an Vene, Arterie und Brustbein messen, können wir etwa bewerten, wie stressig Rangkämpfe im Stall für unsere Tiere sind. Die Schweine werden durch die Transmitter im Hals nicht beeinträchtigt.

Und das ist mir wichtig, weil ich als Tierschutzbeauftragter des Instituts auch dafür verantwortlich bin, die Belastung der Tiere in Versuchen auf ein möglichst geringes Maß zu reduzieren. Zu jedem Versuch schreibe ich eine Stellungnahme, in der ich abwäge, ob der wissenschaftliche Nutzen den Stress und das Leid, die er für das Tier bedeuten könnte, ethisch rechtfertigt. Das dauerhafte Wohlergehen der Tiere liegt dabei nicht nur mir am Herzen: Auch die Forscher brauchen gesunde Tiere, um verlässliche Daten zu erheben!

Wenn ich nicht am Institut bin, engagiere ich mich bei Tierärzte ohne Grenzen. In Ostafrika schulen wir Tierhalter im artgerechten Umgang mit Tieren und lernen im Gegenzug von ihnen. Sie spezialisieren sich nicht so stark wie deutsche Bauern, sondern züchten mehrere Tierarten gleichzeitig und bewirtschaften zusätzlich Ackerflächen mit Getreide, Obst und Gemüse. Dieser Ansatz ist viel nachhaltiger als die großflächigen Monokulturen in Deutschland. So wie hierzulande landwirtschaftliche Nutztiere gehalten werden, nur um billig und massenhaft an ihre Produkte zu kommen, das ist — im wahrsten Sinne des Wortes — unter aller Sau.

OLAF BELLMANN ist Tierarzt und Tierschutzbeauftragter am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf.

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