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Bevor ich das Labor betrete, heißt es für mich erst einmal umziehen. Schnell tausche ich meine Klamotten gegen die blauen Longsleeves und weißen Hosen, die meine Kollegen und ich unter unserer Arbeitsmontur tragen. Sie besteht aus einem vollschließenden PVC-Schutzanzug mit gefilterter Luftzufuhr: ein schicker Einteiler mit Gummistiefeln und durchsichtiger Haube, in dem ich wie das Michelin-Männchen aussehe. Als nächstes schalte ich das Funkgerät ein und setze ein Headset auf, um mit den Aufsichtspersonen in Kontakt zu bleiben. Erst dann betrete ich meinen Arbeitsplatz.

Ich arbeite in der Virologie des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg. In unserem Hochsicherheitslabor der Stufe 4 — kurz: »BSL-4« — untersuche ich Fieberviren wie Ebola-, Lassa- und Marburg-Virus. Weil sie Blutungen hervorrufen können, zählen sie zu den hämorrhagischen Fieberviren. Jedes Jahr töten sie mehrere tausend Menschen in afrikanischen Ländern. An Mäusen untersuchen wir, wie genau die Viren Krankheiten verursachen, sehen uns die Rolle des Immunsystems an und testen mögliche Therapieansätze. Eine knifflige Aufgabe, wenn man drei Paar Handschuhe übereinander anhat.

Wenn ich nicht im Hochsicherheitslabor schwitze, bin ich mit Kollegen in Westafrika unterwegs. In Kliniken und Laboren schulen wir einheimische Ärzte und Wissenschaftler in der Diagnostik, außerdem untersuchen wir Menschen, die sich infiziert oder eine Infektion überwunden haben. Zurück in Hamburg vergleichen wir die Ergebnisse unserer Feldforschung mit denen der Mausversuche. Wir wollen so helfen, die hämorrhagischen Fieber besser zu verstehen; noch immer gelten sie als »vernachlässigte« Tropenkrankheiten, es gibt kaum Impfstoffe und Medikamente.

Mein Schutzanzug ist bei dieser Arbeit meine Lebensversicherung. Auch wenn die Viren, mit denen ich hantiere, nicht über die Luft übertragen werden, bin ich spätestens bei der Dekontaminationsdusche mit Peressigsäure sehr glücklich, in meiner wasserdichten Blase zu stecken.

ELISA PALLASCH ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg.

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