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Springen Sie ins Unbekannte!

Das Seilchenspringen soll ja eine höchst effektive sportliche Betätigung sein. Spaß macht es auch, hört man. Sie können es ja mal wieder versuchen, es ist Sommer, und wenn Sie unseren leibniz ausgelesen haben, im Strandkorb, dann ist vielleicht noch etwas Zeit. Oder Sie brauchen einmal eine kleine Pause. Sie können das Seil auch zwei Paar Händen anvertrauen, die es schwingen, und dann selbst rein- und weiterspringen. Früher ging das gleichzeitig mit einer ganzen Reihe an Personen, wenn das Seil nur lang genug war und gut geschlagen wurde. Dafür braucht es ein gutes Gefühl für die richtige Mischung aus stetem Zug und kräftiger Schwungbewegung.

Wenn das nicht klappt, kann man zur Not immer noch Tauziehen. Da reichen dann ein kräftiges Seil und zwei Menschen oder mehr, die auf beiden Seiten daran ziehen, es mindestens eine Weile lang spannen und nicht gleich auf einer Seite nachgeben und umfallen. Am besten geht es ein wenig hin und her, dann braucht es mal einen Ruck, bis die andere Seite Stück für Stück wieder aufholt und so weiter ...

Spannung begründet nicht unbedingt Gegensätze oder ein »Entweder — Oder«, sondern bringt Kräfte zueinander in Beziehung. Es gibt die typischen menschlichen Spannungen: Stehen und Springen, Bleiben und Gehen, Bestehen und Vergehen, Weitermachen und Neuanfangen. Wenn es uns gelingt, beidem Raum zu geben, gelingt vieles mehr: zum Beispiel ein Wissenschafts- und Forschungssystem, das sich auf die Kontinuität der Förderung und Unterstützung der Gesellschaft verlassen darf und damit die Möglichkeit hat, Wandel zu gestalten — in sich selbst und für alle. Da lässt sich auch gut springen, von festem Grund zu Innovationen. Womit wir wieder am Anfang wären: Springen Sie mal wieder — Seilchen — hoch — weit — ins Unbekannte! Nur so ein Vorschlag ...

MATTHIAS KLEINER

Porträt von Matthias Kleiner.

ist seit 2014 Präsident der Leibniz-Gemeinschaft. Zuvor war er von 2007 bis 2012 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Von 1976 bis 1982 studierte Matthias Kleiner Maschinenbau an der Universität Dortmund, wo er 1987 promoviert wurde und 1991 auch die Habilitation im Fach Umformtechnik erlangte.

Weitere Folgen seiner Kolumne Nur so ein Vorschlag ... finden Sie hier.

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