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JAHRGANG 2020/21
Margarethe Kampling & Karoline Stolze

Es machen immer noch viel zu wenige intelligente und gut ausgebildete Frauen Karriere. In meinem Umfeld in Technologieunternehmen und auch in der Wissenschaft beobachte ich, dass Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert sind. Für viele Männer ist es dagegen wesentlich selbstverständlicher, die Karriere in den Fokus des Lebens zu rücken.

Die Idee, als Mentorin junge Frauen zu unterstützen und sie zu motivieren, ihren Weg weiterzugehen, fand ich deshalb von Beginn an toll. Besonders die Förderung der Netzwerkbildung unter den Mentees ist aus meiner Sicht sehr wichtig, weil Frauen solche Netzwerke häufig zu wenig nutzen. Gut finde ich auch, dass das Programm über einen längeren Zeitraum von mehr als einem Jahr angelegt ist, genug Zeit, um echte Entwicklung zu ermöglichen und nachhaltig zu unterstützen.

An Karoline habe ich in diesem Jahr ihre offene Art und ihre hohe Selbstreflektion schätzen gelernt. Das Vertrauen, das sie mir entgegenbrachte, bedeutete für mich auch eine Wertschätzung, und es war beidseitig. In unseren Diskussionen haben wir über Kriterien für Erfolg und Glück im Berufsleben gesprochen. Dabei habe ich noch mal gelernt, wie wichtig auch soziale Faktoren wie Anerkennung und die Zusammenarbeit im Team für die Zufriedenheit im Job sind. Bei mir im Unternehmen verantworte ich als Geschäftsführerin die Zahlen, und diese sind auch wichtig. Noch wichtiger für ein Unternehmen und für den Erfolg sind aber die Mitarbeiter und deren konstruktive Interaktion und Zusammenarbeit. Sie müssen die Anerkennung erhalten, die sie verdienen, und ihr Zusammenhalt muss gefördert werden.

Ich hoffe, dass Frauen in Zukunft genauso selbstverständlich Karriere machen wie Männer und ein Programm wie dieses dann nicht mehr nötig ist. Dass Frauen studieren, ist heute so selbstverständlich wie Männer, die sich mit um Haushalt und Familie kümmern. Wenn es aber darum geht, wer von beiden Karriere macht, stecken die Frauen oft noch zurück. Bis zu echter Gleichberechtigung wird es noch ein längerer Weg sein.

MARGARETHE KAMPLING ist Geschäftsführerin der Firma engionic Fiber Optics GmbH.

Mentorin Margarethe Kampling und Mentee Karoline Stolze.

Das Programm wurde mir von einer Kollegin sehr empfohlen. Ich hatte gerade die Leitung einer Nachwuchsgruppe übernommen und erhoffte mir, meine Führungskompetenzen zu verbessern und meinen Karriereweg klarer zu definieren. Besonders haben mich Fragen rund um die Ausbildung junger Wissenschaftler*innen und Strategien für Konfliktlösungen interessiert. Ich fand die Idee toll, diesen Weg gemeinsam mit Frauen aus den unterschiedlichsten Forschungsbereichen zu gehen, die an einem ähnlichen Punkt in ihrer Karriere stehen und ganz ähnliche Herausforderungen bewältigen müssen. Gemeinsam bauten wir ein Netzwerk aus Unterstützung, Kompetenz und Freundschaft auf. Die Wertschätzung und das Verständnis, das mir von den anderen Mentees entgegengebracht wurde, war ungemein bestärkend und ist eine der größten Leistungen des Programms.

Und dann war da Margarethe: Meine Mentorin, die sich mit ihrer ruhigen, eher pragmatischen Art stets auf das Wesentliche konzentriert, ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Das hilft, auch mal den »Dramapart« aus einem Thema zu nehmen und objektiv zu bleiben. Margarethe hat mich mit ihrer Sicht aus der Vogelperspektive dabei unterstützt, andere Standpunkte einzunehmen und besser zu verstehen oder zumindest zu akzeptieren. Obwohl sie als Geschäftsführerin eines Tech-Unternehmens immer viel beschäftigt ist, hat sie sich Zeit für unsere Treffen genommen und war stets sofort im Thema. Für meine Probleme hat mir Margarethe keine fertigen Lösungen serviert oder gar die »richtigen« Antworten; sie hat mir die richtigen Fragen gestellt. Das hat mir dabei geholfen, meine Wünsche zu formulieren, klare Strategien zu entwickeln und Ziele zu definieren.

Neben dem Coaching in der Peergruppe haben einige Workshops besonders resoniert. »Professionelles Feedback geben« war einer davon. Mir wurde klar, wie wichtig und hilfreich es ist, seinen Student*innen, aber auch Kolleg*innen regelmäßig Rückmeldung über die (Zusammen-)Arbeit zu geben; und gleichzeitig, wie selten man selbst eine solche erhält. Herausfordernd war für mich zum Beispiel das Seminar »Voice and Body Coaching«. Dabei ging es um den gezielten Einsatz von Stimme und Körpersprache als überzeugendes Kommunikationsmittel in Präsentationen. Als Übung hielten wir kurze Vorträge, die Trainerin und die anderen Mentees analysierten dann die Performance. Mit etwas Übung waren tolle Fortschritte zu sehen, auch wenn der erste Schritt dahin einige Überwindung forderte.

Durch das Programm hat sich meine berufliche Perspektive geschärft. Ich weiß nun, dass ich in einer Forschungseinrichtung bleiben und wissenschaftlich arbeiten will. Heute arbeite ich als Gruppenleiterin am Leibniz-Institut für Kristallzüchtung in Berlin und glaube fest daran, dass wir in einer Welt leben sollten, in der Geschlecht keine Rolle bei der Förderung von Talenten und Fähigkeiten spielt. Allerdings ist die Realität noch nicht so weit. Solange weiblich gelesene Personen Hindernissen und Ungleichheiten gegenüberstehen, bleiben solche Programme deshalb wichtig.

KAROLINE STOLZE ist Gruppenleiterin am Leibniz-Institut für Kristallzüchtung in Berlin.

JAHRGANG 2019/20
Nadine Töpfer & Ivo Feussner 

Nach meiner Promotion habe ich mehrere Jahre im Ausland geforscht, in Israel und dann in Großbritannien. 2019 bin ich nach Deutschland zurückgekehrt. Ich sah das Mentorinprogramm als gute Gelegenheit, um in der deutschen Wissenschaftslandschaft wieder Fuß zu fassen und Kontakte mit Personen auf ähnlichen Karrierestufen zu knüpfen. Desweiteren fand ich das Angebot an Kursen und Workshops sehr interessant und passend für meine damaligen Bedürfnisse und Fragen. Wie baue ich etwa eine erfolgreiche Arbeitsgruppe auf? Wie bewerbe ich mich eigentlich auf eine Professur?

Ich habe aus dieser Zeit eine Menge für die Zukunft mitgenommen. Der größte Zugewinn ist vielleicht das wunderbare Netzwerk aus motivierten, engagierten und starken Frauen. Wir tauschen uns immer noch regelmäßig aus. Das hilft, die eigenen Erfahrungen und Erwartungen einzuordnen und motiviert ungemein. Für mich kam auch das angebotene Berufungscoaching genau richtig und hat meinen Prozess der Bewerbung auf meine jetzige Professur begleitet.

An Ivo, meinem Mentor, schätze ich seine offene, ehrliche und immer positive Art. Ich bin ihm gegenüber von Anfang an offen gewesen und habe ihm vertraut. Ivo hat mich manchmal fast erschreckend gut gelesen und mir darauf basierend Ratschläge gegeben. Er hat nie Zweifel daran aufkommen lassen, dass meine Karriere so verlaufen würde, wie ich mir das wünsche. Dieses Vertrauen hat abgefärbt. Mittlerweile treffen wir uns ein bis zwei Mal im Jahr zufällig auf wissenschaftlichen Veranstaltungen und reden dann zum Beispiel über das Skilanglaufen.

Momentan bin ich sehr zufrieden, wo ich gerade bin. Ich habe ein tolles Team und will dies weiter ausbauen und fördern. Diesen jungen Wissenschaftlern zu helfen, ihren Weg zu gehen, ist eines der Ziele, die ich für die kommenden Jahre habe.

NADINE TÖPFER ist Professorin am Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität zu Köln und Teil des Excellenzclusters für Pflanzenwissenschaften CEPLAS.

Mentee Nadine Töpfer ...
... und ihr Mentor Ivo Feussner.

In den 1990er Jahren habe ich mich als noch junger Wissenschaftler selbst an einem Leibniz-Institut habilitiert. Ich hatte damals einen wunderbaren Mentor, dem ich sehr viel zu verdanken habe. Daher habe ich seitdem immer wieder an Mentoring-Programmen teilgenommen, um zumindest etwas von dieser Erfahrung zurückzugeben. Ich habe von Nadine und aus unseren Gesprächen viel gelernt und mitgenommen. Gerade ihre offene und zugewandte Art schätze ich sehr. Die Workshops des Mentoring-Programms waren für mich die besten, die ich bisher besucht habe, und ich habe von den Trainerinnen sehr viel gelernt – insbesondere die Seminare zur Kommunikation und Gesprächsführung waren für mich sehr hilfreich.

Trotzdem hoffe ich, dass Mentoring-Programme wie dieses eines Tages nicht mehr notwendig sein werden. Aber bis dahin ist sicher noch ein längerer Weg, denn es gibt noch einiges zu tun, bis wissenschaftliche Karrierewege fairer und transparenter werden, nicht nur für Frauen. Ich selbst möchte noch viele Jahre viele junge und motivierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für mein Arbeitsgebiet und meinen Beruf begeistern, mit Ihnen neue Entdeckungen machen oder auch einfach nur unsere Arbeiten weiterführen. Insgesamt haben wir als Wissenschaftler einen tollen Beruf und die Möglichkeit, uns unsere Forschungsthemen frei zu suchen, ist etwas ganz Besonderes. Hierüber kann ich mich jeden Tag immer wieder freuen.

IVO FEUSSNER ist Biochemiker und Direktor des Zentrums für Molekulare Biowissenschaften der Georg-August-Universität Göttingen.

JAHRGANG 2022/23
Antje Jantsch & Amelie Wuppermann 

Das Leibniz-Mentoring feiert in diesem Jahr sein 10-jähriges Bestehen. Weitere Informationen, Stimmen zum Programm, statistische Angaben zu den Teilnehmerinnen oder ein Interview mit Programmleiterin Alexandra Schweiger finden sie auf der Jubiläumsseite

Zu den größten Stärken dieses Programms zähle ich, dass es sich ausschließlich an Frauen richtet – das ist bereichernd und bietet einen geschützten Raum. Da sich alle auf der gleichen Karrierestufe befinden und mit ähnlichen Problemen und Entscheidungen konfrontiert sehen, war es besonders wertvoll, Erfahrungen in dieser sehr wohlwollenden Atmosphäre zu teilen und einander zu helfen.

Der Austausch mit meiner Mentorin war für mich gleichbedeutend wichtig. In den anderthalb Jahren mit Amelie habe ich besonders ihre Offenheit und zugewandte, unterstützende Art schätzen gelernt. Sie hat mir kontinuierlich Rat gegeben und ihre ganz persönlichen Erfahrungen geteilt. Amelie ist eine Quelle der Inspiration. Sie hat mich in ihr berufliches Netzwerk eingebunden und mit mir stets Informationen geteilt, die für mich in meinem beruflichen Werdegang von Bedeutung sein könnten. Dafür bin ich ihr wahnsinnig dankbar, und ich glaube, dass unsere Beziehung sich nur so fruchtbar entwickeln konnte, weil wir uns unsere gegenseitigen Erwartungen von Anfang an klar kommuniziert haben.

Das Leibniz-Mentoring Programm hat mir nicht nur in konkreten Situationen in meinem beruflichen Alltag geholfen, es ist auch eine nachhaltige Quelle für persönliches und berufliches Wachstum und Entwicklung. In Erinnerung geblieben sind mir viele Situationen während der Gruppencoachings, wo wir uns als Mentees gegenseitig gespiegelt und gemeinsam reflektiert haben – und wie empowernd dieses Feedback war. Auch wenn ich bei der Reflexion meines Handelns und meiner Ziele schon mal die Komfortzone verlassen musste, bin ich stets motiviert und voller Energie von diesen Workshops nach Hause gefahren. Davon zehre ich immer noch.

ANTJE JANTSCH ist Agrarökonomin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Institut für Agrarentwicklung und Transformationsökonomien (IAMO) und leitet dort eine Leibniz-Nachwuchsgruppe.

Mentee Antje Jantsch ...
... und Mentorin Amelie Wuppermann.

Der Austausch mit und die Förderung von Nachwuchswissenschaftlern – und insbesondere von Nachwuchswissenschaftlerinnen – liegen mir sehr am Herzen. In dem Engagement als Mentorin sehe ich die Möglichkeit, eine Person über einen längeren Zeitraum zu begleiten, um meine Begeisterung für die Arbeit in der Wissenschaft weiterzugeben, und das Teilen von Erfahrungen kann ihr vielleicht auch helfen, Durststrecken zu überwinden. Als Antje mich gefragt hat, ob ich ihre Mentorin im Leibniz-Mentoring Programm werden möchte, habe ich daher nicht lange überlegt.

Eine große Stärke des Programms ist meines Erachtens vor allem, dass es durch gemeinsame Aktivitäten und Kurse unter den Mentees einen starken Zusammenhalt schafft. Auch habe ich die gemeinsamen Treffen von Mentees und Mentorinnen zu Beginn und Ende des Programms als sehr bereichernd empfunden. Gerade das Auftakttreffen hilft, Erwartungen zu managen und hat uns als Tandem den Rahmen und Input gegeben, die folgende Zeit gewinnbringend zu gestalten.

Antje brennt für ihre Forschung und ist auch darüber hinaus super engagiert. Außerdem ist sie extrem gut organisiert, nutzt digitale Tools, sodass auch ich, die ich mit meinen To-Do-Listen bislang old school auf Papier unterwegs war, viel von ihr lernen konnte. Für ein funktionierendes Tandem ist aus meiner Sicht vor allem Vertrauen wichtig – ein beiderseitiges Vertrauen, dass das Besprochene im Tandem bleibt. Unsere Zeit im Mentoring-Programm ist gerade erst zu Ende gegangen, und ich hoffe sehr, dass unsere freundschaftliche Beziehung anhalten wird. Und ich habe noch eine Hoffnung: dass ein Programm wie unseres irgendwann nicht mehr nötig sein wird, denn in einer idealen Gesellschaft sollten alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion oder anderen Merkmalen, die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben, ihre Ziele zu erreichen. Mentoring-Programme an sich sollten aber auch in so einer idealen Gesellschaft weiter existieren, um den Austausch über Generationen und Fächergrenzen zu stärken und damit den Blick über den Tellerrand zu öffnen.

AMELIE WUPPERMANN ist Professorin für Empirische Mikroökonomik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

JAHRGANG 2016/17
Rebecca Wolf & Dörte Schmidt 

Wir hatten im Mentoring Zeit, wichtige Themen zu reflektieren: Netzwerke, Auftreten und Führungsaufgaben beispielsweise. Oder: Welche beruflichen Ziele will ich verfolgen? Wie und wo kann ich meine Inhalte am besten rüberbringen und weiterentwickeln? Es hat sich eine gute Gruppe zusammengefunden, die sich gegenseitig auch Rat geben konnte. Mit manchen blieb der Kontakt bestehen.

Sehr gut in Erinnerung ist mir, wie wir das in Workshops theoretisch Erarbeitete praktisch umsetzten. Vor allem die Übungen, wie wir mit schwierigen Situationen im beruflichen Miteinander umgehen können, fand ich sehr lehrreich, konkret: Wie bereitet man sich auf heikle Gespräche vor, wie spricht man Probleme an? Das Thema Gesprächsführung in all seinen Facetten ist mir bis heute wichtig, zumal Kommunikation immer wieder so zentral in der Arbeit ist. Bei manchen Übungen und Rollenspielen musste man schon mal über seinen Schatten springen: Meinem fingierten Gegenüber ins Gesicht zu sagen, dass ich bei ihr ein Alkoholproblem sehe, fiel mir zum Beispiel nicht ganz so leicht; zum Glück habe ich das in der Realität noch nicht anwenden müssen.

Was es braucht, damit das Mentoring ein Erfolg wird? Natürlich eine gute Gruppe. Vielfalt, was Erfahrung, Alter und Fachdisziplinen angeht, kann bereichernd sein. Zudem würde ich mir gut überlegen, wen ich als Mentor*in frage, damit die Chance auch gut genutzt wird. Meine Mentorin war Dörte Schmidt von der Universität der Künste in Berlin und zu dieser Zeit Präsidentin der Gesellschaft für Musikforschung. Sie ist im Fach und in der Kulturpolitik vielfach aktiv und bestens vernetzt. Ich konnte mich immer melden und bin ihr dafür bis heute sehr dankbar. Seit ich wieder in Berlin bin, haben Dörte und ich erfreulich viel miteinander zu tun. So auch diesen Sommer, in dem wir mit Kollegen ein gemeinsames Symposium im Humboldt Forum veranstalten. Dass mich meine Mentorin für unser abschließendes Treffen zu sich nach Hause eingeladen hat, empfand ich als besonders wertschätzend.

REBECCA WOLF ist Musikwissenschaftlerin und leitete zum Zeitpunkt ihres Mentorings eine Forschungsgruppe am Deutschen Museum in München. Heute ist sie Direktorin des Staatlichen Instituts für Musikforschung in Berlin.

Portrait Rebecca Wolf Leibniz Mentoring Gemeinschaft Magazin
Mentee Rebecca Wolf. Foto ANNE-KATRIN BREITENBORN
Mentorin Dörte Schmidt. Foto VINCENT LEIFER

Meiner Mentee, Rebecca Wolf, verdanke ich die Begegnung mit beeindruckendem Optimismus, Mut und großer Neugier, Einblicke in Forschung im Museum und die Sensibilisierung für die technische Perspektive auf die Musik. Außerdem reflektiert man in Mentoring-Verhältnissen natürlich auch immer das eigene Tun. Dass unsere Beziehung sich so gut entwickelt hat, erkläre ich mir vor allem durch unser Vertrauensverhältnis und die Offenheit, mit der wir uns begegnet sind. Das Erfolgsrezept lässt sich knapp und bündig benennen: Die Chemie muss stimmen. Das Programm war für mich aber auch herausfordernd, immer dann, wenn ich versuchen musste, zu verstehen, wie das Wissenschaftssystem aus einer anderen Perspektive aussieht. Um diesen Perspketivwechsel geht es beim Mentoring ja auch irgendwie, oder? Heute arbeiten wir beide in einer Stadt und so führen uns in Berlin immer wieder gemeinsame Aktivitäten zusammen. Ich freue mich auch, dass ich meine Studierenden regelmäßig zu Rebecca ins Museum führen und ihnen zeigen kann, wie Forschung außerhalb der Uni aussehen kann. Zudem teilen Rebecca und ich das Interesse daran, die Musik(forschung) in ihrer Vielfalt in die Öffentlichkeit zu tragen. Ich denke, dass Programme wie das Leibniz-Mentoring in Zukunft sogar wieder wichtiger werden. Denn mir scheint es, als ginge der Konsens darüber, dass man Frauen fördern will, wieder zurück. Obwohl der Anteil an Frauen in verantwortlichen Bereichen noch lange nicht dort ist, wo er sein müsste, höre ich immer wieder: »es muss auch mal gut sein mit diesem Thema«. Und auch die Rufe nach »Qualität« werden wieder lauter – als würden Frauen »ohne Qualität« es überhaupt in das Feld der Bewerbenden schaffen. Im Gegenteil: Es ist auffällig, dass Frauen noch häufig in »Kümmerer«-Aufgaben gedrängt werden, in Bereiche für die sie überqualifiziert sind. Aus meiner Sicht ist es wichtig Frauen weiter darin zu bestärken, ihre genuinen Forschungsinteressen zu verfolgen.

DÖRTE SCHMIDT ist Musikwissenschaftlerin und Professorin an der Universität der Künste Berlin.

JAHRGANG 2020/21
Annette Menzel & Mina Bizic

Für die Teilnahme am Programm habe ich mich damals nicht nur entschieden, weil ich das Konzept so überzeugend fand. Ich wollte auch selbst dazulernen, wie man herausragende Forscherinnen optimal unterstützen kann, weil mir dies in meinem Forschungsalltag ein sehr wichtiges Anliegen ist. Bedingt durch die COVID19-Pandemie und meinen engen Terminkalender konnte ich leider nicht an den begleitenden Veranstaltungen in Berlin teilnehmen, was ich sehr bedauere. Aber das Tandem mit meiner Mentee Mina Bizic hat das sofort wettgemacht.

Mina hat eine unglaubliche Leidenschaft für exzellente Forschung und eine enorme Willensstärke, die es ihr ermöglicht, auch nach Rückschlägen unbeirrt weiterzumachen. Sie ist eine überzeugende Netzwerkerin und hat es neben Programm und Job auch noch geschafft, ihre Familie mit zwei Kindern durch die Pandemie zu navigieren, was ich absolut bewundernswert finde. Ihr jetziger Erfolg auf dem Weg zu einer Professur macht mich sehr stolz – herzlichen Glückwunsch, Mina! Ich kann leider gar nicht erklären, warum Mina und ich uns im Tandem so gut verstanden haben. Persönliche Treffen sind aber wohl keine unbedingte Voraussetzung dafür, denn wir konnten uns – als einer der »Corona-Jahrgänge« des Programms ­– tatsächlich nur über ZOOM und per Telefon austauschen. Insofern freue ich mich ganz besonders auf die Feier zum 10-jährigen Jubiläum des so wichtigen Mentoring-Programms, wo wir uns erstmals »in Präsenz« gegenüberstehen werden.

Als Frauenbeauftragte der forstwissenschaftlichen Fakultät bin ich 1993 zum ersten Mal mit dem Thema der Chancengleichheit in der Wissenschaft konfrontiert worden. Damals gab es keine einzige weibliche Professorin an unserer Fakultät. Insofern sind wir heute schon viele Schritte weiter, aber immer noch nicht am Ziel.

ANNETTE MENZEL ist Klimaforscherin und Professorin an der Technischen Universität München

 Annette Menzel leibniz mentoring
Mentorin Annette Menzel ...
... und ihre Mentee Mina Bizic.

Die frühe Karrierephase in der akademischen Forschung ist ein waghalsiges Abenteuer. Karriereverläufe sind selten linear, oft unvorhersehbar – und immer interessant! Ich hatte schon immer den Ehrgeiz, eine Führungsrolle in der Forschung zu übernehmen. Das Leibniz-Mentoring empfand ich nicht nur als Chance, mir neue Fähigkeiten anzueignen, meine Netzwerke zu erweitern und das nötige Selbstvertrauen zu gewinnen, um mich in der akademischen Landschaft zurechtzufinden, sondern auch als einen strategischen Schachzug, der meine Karriere in neue Höhen katapultieren sollte.

Ich hoffte, eine hervorragende Mentorin zu finden, die dort steht, wo ich einmal hinkommen wollte, wenn ich »erwachsen bin«. Meine Suche führte mich zu dieser beeindruckenden und inspirierenden Person namens Annette Menzel. Während unserer gemeinsamen Reise schätzte ich ihre außergewöhnliche Unterstützung. Annette hatte immer ein offenes Ohr für meine Anliegen und eröffnete mir neue, durchdachte Perspektiven. Trotz ihres vollen Terminkalenders war sie stets bereit, Zeit in meine berufliche Entwicklung zu investieren. Und: Sie hat einen bleibenden Einfluss auf meinen persönlichen und beruflichen Weg genommen.

Einen Monat nach Beginn des Programms erhielt ich eine Einladung zur Bewerbung auf eine W3-Professur an der Technischen Universität Berlin. Ich hatte mich zwar schon auf andere Professuren beworben, Vorstellungsgespräche inklusive, aber den Sprung zu einer W3-Professur hatte ich nicht in Betracht gezogen. Als ich Annette davon erzählte, war für sie die einzige Option: »Bewirb dich, sei selbstbewusst! Sie würden dich nicht kontaktieren, wenn du nicht passen würdest!« Annettes Vertrauen ermutigte mich, meine Erfolge und Fähigkeiten im Auswahlverfahren in einer Art und Weise hervorzuheben, die sonst eher mit männlichen Bewerbern assoziiert wird, während viele Frauen vielleicht zögern, sich derart selbstbewusst zu präsentieren. Für mich ergibt sich aus dieser Erfahrung ganz unmittelbar, warum ein Mentoring-Programm für Frauen durch Frauen so nötig und kraftvoll ist. Und ich muss ergänzen: Dass ich Annettes Ratschlag befolgt habe, hat zu meiner Berufung als Professorin für Umweltmikrobiomik an der TU Berlin geführt.

Das Leibniz-Mentoring war für mich eine transformative Erfahrung. Durch die nahtlose Integration von Mentoring, Training und Networking stärkt es Wissenschaftlerinnen und fördert ihre Entwicklung in der Wissenschaft. Der spannende Teil kommt, wenn man glaubt, dass das Programm abgeschlossen ist, denn in Wirklichkeit hat es dann gerade erst begonnen: Als Alumna wird man Teil eines florierenden Netzwerks. Wir treffen uns einmal im Jahr persönlich, aber wir sind rund um die Uhr füreinander erreichbar.

MINA BIZIC ist Umweltmikrobiologin und war Postdoktorandin am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei. In den kommenden Wochen wird sie ihre Professur im Fachgebiet Umweltmikrobiomik an der TU Berlin antreten.

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