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Unser Familienhund »Cocky« ist der Grund, warum ich zu meinem Beruf gefunden habe. Als Kind habe ich ihm Tricks beigebracht, mit 14 bereits Schutz- und Schäferhunde ausgebildet. Meinen Eltern zuliebe habe ich später ein Studium zur Agraringenieurin gemacht – doch mit Schwerpunkt Tierzucht, denn der Traum, mit Tieren zu arbeiten, ließ mich nie los.

Als ich vor 17 Jahren die Stellenanzeige des Deutschen Primatenzentrums sah, habe ich mich sofort beworben: als Tiertrainerin. Seither habe ich mit verschiedenen Primatenarten gearbeitet, darunter Weißbüschelaffen und Paviane. Besonders ins Herz geschlossen habe ich »Edgar«, einen Rhesusaffen, mit dem ich unter anderem Lehrfilme für Primatenlabore in ganz Europa drehte; 20 Jahre wurde er alt.

Ich arbeite im Bereich kognitive Neurowissenschaften. Dort sammelt man in der Grundlagenforschung Daten, um Alzheimer oder Parkinson besser zu verstehen. Im Training bringe ich den Primaten bei, freiwillig in Experimentierräume zu gehen, ihre Arme für die Blutentnahme zu zeigen oder stillzuhalten, wenn ihr Implantat am Kopf gepflegt wird. Mit unseren Wissenschaftlern erarbeite ich Trainingsprogramme für ihre Projekte, sodass die Primaten am Touchscreen oder mit dem Joystick Aufgaben lösen können. Aber es geht in meinem Job auch darum, den Labortieren jeden Tag etwas Schönes zu bieten – sie haben diese Abwechslung verdient.

Tierversuche werden in unserer Gesellschaft kontrovers diskutiert. In meinem persönlichen Umfeld begegnen mir die meisten mit Verständnis – andere nicht. Klar ist: Die Versuche gehen immer mit einer Belastung fürs Tier einher, doch sie sind unerlässlich, etwa bei der Entwicklung neuer Medizintechnik. Invasive, mit Operationen verbundene Eingriffe laufen heute dank intensiver Forschung schon viel schonender ab. Außerdem werden ständig neue Technologien entwickelt, die möglichst viele Tierversuche ersetzen sollen.

Ob ich einmal überlegt habe, meinen Job aufzuhören? Nein! Ich möchte in Zukunft selbst Tiertrainer ausbilden. Tiere werden also immer an meiner Seite sein.

LEONORE BURCHARDT ist Tiertrainerin im Bereich »Kognitive Neurowissenschaften« des Deutschen Primatenzentrums — Leibniz-Institut für Primatenforschung (DPZ) in Göttingen.

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