Heilige Familie
Ab dem Mittelalter war die Kirche der wichtigste Auftraggeber für Kunst. Darstellungen der Familie bezogen sich deshalb meist auf die Heilige Familie. Bernhard Strigel malte Maria mit Kind, durch Goldnimben hervorgehoben. Im Hintergrund hobelt Joseph an der Werkbank. Rund 30 Jahre später zeigte Erhard Schwetzer eine vergleichbare Szene — nur ohne Heiligenschein. Dennoch steht das Motiv ikonografisch in der Tradition der Darstellung Marias mit Jesus kind und Johannesknaben. Denn es gibt versteckte Hinweise: Die Lilien in der Vase symbolisieren die Jungfrau Maria, der Stieglitz auf dem Tisch verweist auf Christus.

Eintracht und Harmonie
Eine Familie »einfach so« darzustellen, war auch zu Daniel Preislers Zeit unmöglich. Sie wäre nicht bildwürdig gewesen. Dieses biografische Dokument spiegelt deshalb zugleich das Ideal christlichen Familienlebens wider. Das Motiv von Mutter und Kind erinnert an Marienbilder. Die Zusammengehörigkeit der Familienmitglieder wird durch die Darstellung der fünf Sinne betont: Der Spiegel in der Hand des vordersten Kindes verkörpert den Gesichtssinn, der Apfel den Geschmack, die Blume den Geruch, der pickende Vogel den Tastsinn. Die Laute steht für das Gehör, ihr Stimmen für familiäre Eintracht und Harmonie.

Mütterliche Hingabe
Josef Abels Gemälde ist ein sehr frühes Beispiel für ein »echtes« Familienbildnis. Es wirkt wie ein Schnappschuss, das kleinste Kind etwa blickt wie zufällig nicht zum Betrachter. Auch das Thema des Bildes ist aus dem Leben gegriffen: Maria Theresia Josepha Reichsgräfin von Fries galt ihren Zeitgenossen als außergewöhnlich fürsorgliche Mutter und war berühmt für die Hingabe, mit der sie sich ihren Kindern widmete. Und so repräsentiert das Bildnis auch ganz allgemein die mütterliche Liebe.

Bürgerfamilie
Vautier zeigt eine großbürgerliche Familienszene. Man hat es zu etwas gebracht — kann sich sogar einen Hauslehrer leisten. Im Gegensatz zur Schlichtheit biedermeierlicher Interieurs gibt sich das zu Wohlstand gekommene Bürgertum distinguiert: Die Wand ist mit einer Seidentapete bespannt, auf der ein barockes Gemälde mit Goldrahmen prunkt, die Einrichtung enthält Elemente des damals beliebten »altdeutschen Stils«. Zwei chinesische Vasen vor dem hohen Spiegel bringen einen Hauch Exotik ins Heim.

Familienbande
Frida Kahlo zeigt sich in diesem Bild gleich zweimal: einmal als Ungeborenes im Bauch der Mutter, einmal als Kleinkind, das ein rotes Band in den Händen hält. Wie die Zweige eines Stammbaumes verbindet es ihre engsten Angehörigen. Links verläuft es zur mexikanischen Mutter und deren Eltern, rechts zum in Deutschland geborenen, jüdischen Vater und über das Meer zu seinen Eltern. Kahlo verfolgte die politische Entwicklung im Heimatland ihres Vaters genau. Das Bild entstand nur wenige Monate, nachdem die »Nürnberger Rassengesetze« die Heirat zwischen Juden und Nicht-Juden verboten hatten.
