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Im September 2019 ist es soweit: Ein Forschungsteam aus Hunderten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 20 Nationen begibt sich auf die größte Arktisexpedition der Geschichte. Im norwegischen Tromsø stechen sie in See, um die Ursachen und Folgen des Klimawandels besser zu verstehen. Seitdem können sie, zumindest für einige Monate, das ewige Eis ihr zu Hause nennen. Genauer gesagt: die Polarstern, eines der leistungsfähigsten Polarforschungsschiffe weltweit.

Über 2,7 Millionen Kilometer hat der deutsche Forschungseisbrecher seit 1982 zurückgelegt, aber diese Expedition ist selbst für die Polarstern etwas Besonderes. Mehr als ein Jahr lang wird die MOSAiC-Expedition insgesamt dauern, länger als alle Arktisexpeditionen zuvor.

Mittlerweile ist das Schiff seit mehr als 300 Tagen in der Arktis unterwegs. Den größten Teil der Zeit kommt es dabei ganz ohne eigenen Antrieb vorwärts – festgefroren an einer Scholle driftet es im Eis des Nordpolarmeers. Für die wechselnden Forschungsteams, mittlerweile ist das fünfte an Bord, ist das die perfekte Gelegenheit, alle Jahreszeitenwechsel mitzuerleben und daraus wissenschaftliche Schlüsse zu ziehen. Zugleich bedeutet die Zeit auf der Polarstern für sie: vollkommene Abgeschiedenheit. Über Monate sind die Forschenden der Natur ausgeliefert, bei kalten Temperaturen, schmelzendem Eis – und tierischem Besuch.

Martin Radenz im roten Schneeanzug steht vor dem großen, dunklen Bug des Schiffes. Im Verhältnis sieht er sehr klein aus.
Porträt von Andreas Macke an Bord des Schiffes.
Martin Radenz vor der festgefrorenen Polarstern und Andreas Macke während einer früheren Expedition auf dem Forschungseisbrecher. Fotos HANNES GRIESCHE & TILO ARNHOLD (re.)

Unter ihnen sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den verschiedensten Disziplinen, die sowohl auf dem Schiff als auch auf dem Eis forschen. Einer von ihnen ist Martin Radenz. Er ist Doktorand am Leibniz Institut für Troposphärenforschung und im Januar an Bord gegangen, um für das TROPOS die vertikale Aerosol- und Wolkenverteilung über der Arktis zu messen. Seine Ergebnisse sollen helfen, Prognosen über den Fortgang des Klimawandels zu verfeinern. Radenz hat schon an anderen Expeditionen der Polarstern teilgenommen, aber MOSAiC ist auch für ihn eine neue Erfahrung, denn Corona-bedingt muss er seinen Aufenthalt an Bord von drei auf fünf Monate verlängern.

Auch Andreas Macke, der Direktor des Leipziger Leibniz-Instituts, ist Teil und Mitorganisator der aufwendigen Expedition. Eigentlich sollte er gemeinsam mit Dieter Wolf-Gladrow vom Alfred-Wegener-Institut den fünften Abschnitt der Expedition vor Ort leiten, doch auch ihm macht Corona einen Strich durch die Rechnung, und er muss an Land bleiben. Sein Team auf der Polarstern unterstützt Macke trotzdem so gut es geht – von Leipzig aus.

Mit ihm und Martin Radenz haben wir – in Zusammenarbeit mit dem Podcast-Radio detektor.fm – über die Mammutexpedition, das Leben an Bord und Eisbärbesuche in kalten Polarnächten gesprochen.

Das Gespräch mit Martin Radenz und Andreas Macke hören Sie hier:
Zwei Eisbären auf einer Schneefläche, zwei Rote Flaggen. Einer der Eisbären steht aufrecht und hält sich an einem Fahnenmast fest.
Wo nachts die Eisbären das Sagen haben, ... Foto ALFRED-WEGENER-INSTITUT/ESTHER HORVATH
Fünf Personen in Roten Schneeanzügen auf einem großen weißen zeltartigen Stoffteil mit bunten Schnüren
... bauen tagsüber die Forscherinnen und Forscher des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung ihre Apparaturen auf. Foto AWI/LIANNA NIXON
Der Fesselballon mit der Aufschrift »Tropos« steigt in die Höhe, zwei Personen halten eine Schnur.
Hier lassen sie den Fesselballon »Beluga« aufsteigen. Foto AWI/LIANNA NIXON
Ein orangener und ein weiß-rot-blauer Fesselballon in der Luft, mehrere Personen und Gerätschaften auf der Eisfläche.
Seine Sensoren messen in mehreren hundert Metern Höhe unter anderem Strahlung, Temperaturen und Feuchtigkeit in der unteren Atmosphäre. Foto AWI/LIANNA NIXON
Deck des Schiffes mit Containern und orangenen Kranarmen, Personen stehen darauf, einige winken.
Auf der Überfahrt nach Spitzbergen arbeiten Martin Radenz und weitere Forschende aus dem Atmosphären-Team auf dem Vordeck. Radenz guckt vorne rechts aus der Luke seines Forschungscontainers. Foto AWI/CHRISTIAN ROHLEDER
Das hell erleuchtete Forschungsschiff in der Abenddämmerung.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz verschiedenen Disziplinen nehmen an der MOSAIC-Expedition teil. Einige von ihnen forschen an Bord, ... Foto HANNES GRIESCHE/TROPOS
Orangene, von innen erleuchtete Zelte, Personen auf der Eisfläche.
... andere führen Messungen in Zelten auf der Eisscholle durch, ... Foto AWI/IVO BECK
Eine Person bohrt einen großen, dicken Bohrer in die Eisfläche, eine weitere liegt am Boden. Im Hintergrund leuchtende Zelte.
... wo sie zum Beispiel Eiskerne entnehmen. Foto AWI/ESTHER HORVATH
Grüner Lichtstreifen vor blau-grauem Hintergrund.
Martin Radenz misst mit einem LIDAR (einem Lichtradar) die Aerosol- und Wolkenverteilung in der Atmosphäre über der »Polarstern«. Die Leipziger Forscherinnen und Forscher konnten unter anderem Partikel nachweisen, die weit entfernten Waldbränden entstammen. Foto RONNY ENGELMANN/TROPOS
Lichtkegel fällt auf zwei Eisbären, die an einer Abgrenzung aus Stäben und grünen Fahnen entlanglaufen.
Bei der Arbeit müssen sie auf der Hut sein, weil sich dem Forschungsschiff immer wieder Eisbären nähern ... Foto AWI/STEFAN HENDRICKS
Eisbär neben einem verkabelten Kasten mit roter und grüner Fahne.
... und die Forschungsapparaturen untersuchen. Foto AWI/ESTHER HORVATH
Personen machen Sport an Fitnessgeräten.
Die Expeditionsteilnehmerinnen und -teilnehmer nutzen derweil den Feierabend, zum Beispiel im Fitnessstudio der »Polarstern«. Foto AWI/LARS BARTHEL
Eine Köchin mit einem großen Blech in der Bordküche, mit vier weiteren Köchen beziehungsweise Küchenpersonal.
Das Team der Bordküche sorgt während der gesamten Expedition dafür, dass alle versorgt sind. Foto AWI/MICHAEL GUTSCHE
Viele Personen in einem Raum mit Apparaturen, Bildschirmen und rötlich-buntem Licht.
Am Abend kommen Forschende und Besatzung auf der Brücke des Schiffs zusammen, um den nächsten Tag zu planen. Hier haben sie auch gemeinsam Silvester gefeiert - und das neue Jahr mit dem Schiffshorn begrüßt. Foto AWI/MICHALE GINZBURG
Das Forschungsschiff in der Ferne inmitten des Eismeers, fahle Sonne im Hintergrund.
Nur noch wenige Wochen wird die »Polarstern« nun in der Arktis verbringen, bevor sie am 12. Oktober in Bremerhaven anlegt.

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