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1. Was darf nicht fehlen, wenn es »in die Pilze« geht?

Als Standardausrüstung gilt ein Messer, am besten ein Pilzmesser (vorne Messer, hinten Pinsel zum groben Säubern), ein luftdurchlässiger Korb und ein Pilzbestimmungsbuch oder eine Pilz App – auf beides ist natürlich nicht zu 100 Prozent Verlass. Auch sollte man Zecken- und Mückenschutz nicht vergessen und im Wald am besten feste Schuhe tragen. An heißen Sonnentagen sind Sonnenschutz und Kopfbedeckung Pflicht.
 

2. Gibt es eine ideale Zeit zum Sammeln?

Im Prinzip kann man das ganze Jahr über Speisepilze sammeln. Das Sammlerglück variiert jedoch je nach Wetterverhältnissen, und jede Pilzart hat ihre typische Zeit. Schon im Mai kann man fündig werden und zum Beispiel Morcheln oder Maipilze entdecken. Besonders beliebt sind aber die goldenen Herbstmonate von September bis November: Sie gelten als »Hauptsaison« für Pilze. Generell lieben diese Feuchtigkeit und Wärme. Wenn auf eine Regenzeit warme, sonnige Tage folgen, findet man also besonders viele Pilze. Am größten sind die Chancen ein bis zwei Wochen nach dem Regen.
 

3. Wo sind die meisten Pilze zu finden?

In Mischwäldern kann man besonders viele Arten finden. Mit etwas Glück stößt man aber auch in Kiefernwäldern beispielsweise auf Maronen – auf sauren oder kalkhaltigen Böden finden sich wiederum andere Arten. Achtung, es lohnt, sich die Fundstellen zu merken! Denn aufgrund des Myzels – so nennt man das unterirdische Pilzgeflecht – sprießen Pilze meist wieder an denselben Stellen aus dem Boden.

Wolfgang Brandt sitzt auf einem Stein im Wald.

WOLFGANG BRANDT
ist Natur- und Wirkstoffchemiker am Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie in Halle und bietet Pilzseminare an. Wir haben ihn auf einer seiner Pilzwanderungen in die Dölauer Heide begleitet. Hier geht es zur Fotoreportage!

4. Wie viel darf man sammeln?

Viele Speisepilze wie Steinpilze, Pfifferlinge oder Rotkappen stehen unter Artenschutz, doch auch unabhängig davon darf man Pilze nur in geringen Mengen für den eigenen Bedarf sammeln: Der Richtwert ist ein Kilogramm pro Person pro Tag. Ansonsten gilt es, keine Fruchtkörper – auch nicht die ungenießbaren und giftigen – kaputtzutreten oder unnötig zu pflücken, denn sie sind ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems Wald.
 

5. Sollte man Pilze rausdrehen oder abschneiden?

Wenn man sich nicht sicher ist und den Pilz später noch bestimmen möchte, macht es Sinn, ihn vorsichtig aus dem Boden herauszudrehen. So geht die Knolle als wichtiges Bestimmungsmerkmal nicht verloren. Ansonsten ist es jedoch besser, den Pilz mit einem Messer abzuschneiden, um nichts oder möglichst wenig vom unterirdischen Myzel zu beschädigen. Entsteht beim Herausdrehen ein größeres Loch im Boden, sollte man es wieder schließen, damit das Pilzgeflecht nicht austrocknet.
 

6. Von welchen Pilzen sollten Anfängerinnen und Anfänger lieber die Finger lassen?

Von allen von Lamellenpilzen, denn sie sind besonders leicht mit giftigen – teilweise sogar tödlichen - Doppelgängern zu verwechseln. Auch alte und junge Pilze sollte man stehen lassen. Die alten können schon faulig und madig sein, die jungen noch Sporen produzieren und so zur Vermehrung beitragen.

Eine Frau riecht an einem kleinen Pilz.
Ein junger Mann mit Kopfhörern um den Hals probiert einen Pilz.

7. Was tun, wenn ich nicht sicher bin, welcher Pilz da vor mir steht?

Die Bilder in Pilzbüchern und Apps geben häufig keine eindeutigen Hinweise. Manche Arten kann man dann am Geruch erkennen oder am Geschmack, wenn man ein kleines Stück probiert: Der gelbe giftige Knollenblätterpilz etwa riecht nach rohen Kartoffeln; der Gallenröhrling, den man leicht mit dem Steinpilz verwechseln kann, schmeckt extrem bitter. Im Zweifelsfall sollte man die Funde aber von Pilzsachverständigen bestimmen lassen, indem man sie ihnen zeigt. Eine Liste von Sachverständigen in der Region findet man zum Beispiel bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Per E-Mail helfen auch gerne die Pilzfreunde Halle weiter (pilzfreundehalle(at)gmail.com)!


8. Was sollte man tun, wenn man befürchtet, giftige Pilze gegessen zu haben?

Symptome einer leichten, harmloseren Pilzvergiftung sind: starke Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Im schlimmsten Fall kann eine Pilzvergiftung aber auch tödlich enden. Man sollte deshalb unverzüglich den Giftnotruf benachrichtigen, den Notarzt rufen oder sofort ein Krankenhaus aufsuchen. Wer noch Speisereste hat, sollte sie mitnehmen, um die Diagnose zu erleichtern. Wichtig zu wissen: Nicht nur giftige, sondern auch zu alte, verdorbene Pilze können eine Vergiftung hervorrufen, die dann eine Lebensmittelvergiftung ist!

Ein Junge legt einen Pilz in einen Korb.

9. Wie transportiert man Pilze richtig?

Man sollte Pilze immer in einem luftdurchlässigen Korb sammeln, niemals in Tüten oder geschlossenen Beuteln. Ansonsten werden sie schneller schlecht und zerquetschen auch häufig, sodass es im Nachhinein schwieriger ist, sie zu bestimmen.
 

10. Wie lange kann man Speisepilze aufbewahren?

Bestenfalls sollte man sie schon während des Sammelns im Wald putzen und noch am selben Tag frisch zubereiten, denn manche Pilze verderben sehr schnell. Andere, wie zum Beispiel der Pfifferling, halten es einige Tage im Kühlschrank aus. Allgemein sind Pilze länger haltbar, wenn man sie mit einer Pilzbürste putzt und nicht unter Wasser wäscht, denn Pilze saugen sich schnell voll und schmecken dann schleimig. Manche Pilze, wie beispielsweise Steinpilze, eignen sich auch gut zum Trocknen oder Einfrieren. Beim Pfifferling klappt das wiederum nicht besonders gut.
 

11. Wie kann man Pilze zubereiten? Wolfgang Brandts Tipp!

Neben den bekannten, wohlschmeckenden Steinpilzen und Maronen empfiehlt unser Pilzberater den Hallimasch – am liebsten mit Speck angebraten und mit Kartoffeln, Reis oder Nudeln serviert. Wolfgang Brandts Geheimtipp ist aber: Mönchskopf in einer Sahnesauce mit Walnüssen!

Flacher, runder, weiß-braun gesprenkelter Pilz in den Händen einer Person.
Der Parasol sieht nicht nur wunderschön aus, er ist auch sehr schmackhaft!
In zwei Hälften geteilter rundlicher Pilz, innen schwarz, außen braun, in den Händen einer Person.
Der Kartoffelbovist, den man nicht verzehren sollte, ist innen schwarz, wenn man ihn aufschneidet, seine bräunliche Oberfläche erinnert an eine Kartoffel. Ist er schon etwas älter und tritt man darauf, entweicht ihm eine kleine Staubwolke – er gehört zu den Stäublingen.
Sternförmiger, bräunlicher Pilz auf einer Handfläche.
Erst in geöffnetem Zustand erkennt man den ungenießbaren Halskrausen-Erdstern. Vorher ist der Fruchtkörper knollenförmig und unscheinbar.
Klapperschwamm umgeben von grünen Blättern.
Der essbare Klapperschwamm fällt durch seine büschelige Form auf. Er gilt als blutdrucksenkender und tumorhemmender Heilpilz und ist in Japan sehr beliebt. Dort heißt er »Maitake«.

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