»DAS WÄCHST IN DEINER STADT«
Von ALEXANDRA-MARIA KLEIN und JULIA KROHMER
Täglich laufen wir an ihnen vorüber, ohne sie wahrzunehmen: an den Gräsern, Kräutern und Moosen, die wortwörtlich direkt vor unserer Haustür gedeihen. Das Büchlein lädt ein, diese Pflanzenblindheit zu überwinden und die zarten, für Stadtklima und Insekten so wichtigen Lebewesen endlich eines Blickes zu würdigen. Wie heißen sie, welchen Nutzen haben sie als Mikro-Ökosystem, welche Eigenschaften und Besonderheiten zeichnen sie aus? Alexandra-Maria Klein und Julia Krohmer, letztere ist Forschungskoordinatorin bei der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, haben die richtige Menge an Informationen zusammengetragen. Ohne mit Details zu erschlagen, regen sie an, sich jede Pflanze genau anzuschauen, ihre Blätter und Blüten, ihre Form, Farbe und oft fragile Schönheit auf sich wirken zu lassen. Diese aufmerksame Betrachtung entspannt, schärft den Blick für das Unscheinbare — und ist lehrreich: Denn von den »Ritzenrebellen«, diesen Überlebenskünstlern am Straßenrand, in Bordsteinfugen und an Häuserwänden, kann man sich durchaus etwas abschauen im Umgang mit den Widrigkeiten des Alltags und in Sachen Resilienz.
JULIA UCSNAY
Erschienen im KOSMOS Verlag
»SCHOCKWELLEN. LETZTE CHANCE FÜR SICHERE ENERGIEN UND FRIEDEN«
Von CLAUDIA KEMFERT
Den Moment des Erwachens kann Claudia Kemfert benennen: Mit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hätten auch die Letzten in Deutschland erkannt, dass Energie eine Waffe sein kann. Doch warum rollte die »Schockwelle« erst jetzt? In ihrem Buch zeigt die Energiwökonomin vom DIW Berlin, dass es an frühen Warnungen aus Wirtschafts- und Energiewissenschaften (auch aus ihrem Leibniz-Institut) nicht gemangelt hat. Doch selbst nach Kriegsbeginn sei man, etwa in der Frage eines schnellen Energieembargos gegen Russland, lieber dem Rat der Wirtschaft gefolgt. Neben ihrer wütenden Abrechnung mit der deutschen Energie- und Klimapolitik beleuchtet Kemfert die Hintergründe. Wie kam es zur Abhängigkeit vom »lupenreinen Demokraten« Putin? Welche Rolle spielten Konzerne wie BASF und E.ON Ruhrgas dabei? Wie konnte Deutschland unter der Physikerin Angela Merkel Nachzügler in der Energiewende werden? Hoffnung macht Kemfert eine »quicklebendige Neue-Energien-Wirtschaft«, die sich allen Widerständen zum Trotz entwickelt habe — und Lösungen biete. Denn die Energiewende, so die Ökonomin, sei die Chance auf sichere Energien und Frieden.
DAVID SCHELP
Erschienen im campus Verlag
»DIE WELT DER TECHNIK IN 100 OBJEKTEN«
Von WOLFGANG M. HECKL
Mit mehr als zwei Kilo ist dieses vom Generaldirektor des Deutschen Museums herausgegebene Werk wahrlich kein Taschenbuch, sondern zeigt das Gewicht der Arbeit des Leibniz-Forschungsmuseums für die Technikgeschichte schon rein äußerlich. 100 der 122.000 Objekte der Sammlungen geben einen Überblick über die Spezies der Technosphäre, der vom Menschen geformten Umwelt. Ausgewählt haben sie die Kuratorinnen
und Kuratoren sowie weitere Beschäftigte. Die vorgestellten Beispiele sind historisch bedeutsam, alltagsrelevant oder auch mal kurios und geheimnisvoll. Sie stammen aus fünf Jahrhunderten, von Früher Neuzeit über Aufklärung bis an die Schwelle der heutigen Zukunft. Einige Schmankerl: das älteste Buch der Museumsbibliothek (»Poeticon astronomicon« von 1482), der erste künstliche Sprache ausgebende »Kempelen’sche Sprechapparat« (1800), der Kernspaltungstisch von Hahn, Meitner und Straßmann (1938), eine Bosch-Küchenmaschine (1952), der Fischer-Dübel (1957) und der COVID-19-Impfstoff aus dem Jahr 2021.
CHRISTOPH HERBORT-VON LOEPER
Erschienen bei C.H.Beck
»DAUGHTER OF FORTUNE«
Von ISABEL ALLENDE
Isabel Allende ist eine wahre Geschichtenerzählerin. Sie schreibt oft über starke Frauen und verleiht ihnen vielschichtige Persönlichkeiten. In diesem Fall reist die Hauptfigur, Eliza Sommers, heimlich von Chile nach Kalifornien, um ihren Geliebten zu finden, der wegen des Goldrausches 1849 dorthin gegangen war. Dieser mutige Schritt erinnert mich an meinen eigenen Karriereweg: Im Jahr 1995 flog ich nach Riverside, Kalifornien, um meine erste Postdoc-Stelle anzutreten. Ich reiste alleine dorthin, nach einem nur halbstündigen Telefoninterview, um mich dem Labor eines Professors anzuschließen, den ich persönlich nie getroffen hatte. Das Buch erzählt die Geschichten weiterer starker Frauen, die sich trotz der gesellschaftlichen Konventionen dieser Zeit, ihren eigenen Weg bahnten. Sie mussten stark und entschlossen sein, um ihrer Leidenschaft zu folgen und ihre Ziele zu erreichen. Auch heute, im 21. Jahrhundert, müssen viele Wissenschaftlerinnen und weibliche Führungskräfte genau das tun; viel mehr als unsere männlichen Kollegen. Dies macht das Buch nicht nur zu einer großartigen Geschichte zum Lesen, sondern auch zu einer persönlichen Inspiration, den »weniger bereisten Weg« weiterzugehen.
NICOLE VAN DAM, Direktorin des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau
Erschienen bei Harper Collins