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»MUSSOLINI. DER ERSTE FASCHIST«

Seitliches Profil von Mussolini.

Von HANS WOLLER

Er war ein Pionier, auf dessen Neuerungen die Weltgeschichte gerne verzichtet hätte: Benito Mussolini, der erste Faschist. Die neue Biografie von Hans Woller bildet den Auftakt zur Reihe Diktatoren des 20. Jahrhunderts des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ). Sie will keine Gesamtbiografie des italienischen Diktators für ein Fachpublikum sein, sondern das Wesentliche erfassen und im Licht der modernen Forschung neu deuten. Der Italien-Experte des IfZ erzählt auf gut 300 Seiten, wie der Junge aus einem gottverlassenen Nest in Norditalien, zum vergötterten Duce und Alliierten Hitlers wurde. Aber auch vom Flüchtling im eigenen Land, der am Ende ermordet und am Dach einer Tankstelle aufgehängt wurde. Woller verfolgt damit auch das Ziel, das Bild Mussolinis zu justieren, denn vor allem in seiner Heimat hat der Faschist noch heute Bewunderer. CHRISTOPH HERBORT-VON LOEPER

Erschienen im Verlag C.H. Beck

»CODES OF COLLABORATION. ZUM VERHÄLTNIS VON WISSENSCHAFT UND GESTALTUNG«

Notizen in einem Notizbuch und ein Stift.

Von ISABEL KRONENBERGER

Wissenschaft und Gestaltung sind die Protagonisten von Isabel Kronenbergers Buch. Es sind zwei Disziplinen, die man nicht automatisch in Verbindung bringt. Aber schnell wird deutlich: Sie eignen sich als Komplizen. 23 Wissenschaftler und Gestalter kommen zu Wort und beschreiben in Interviews die Orte, Methoden und Prozesse ihrer Arbeit. Mal sind ihre Antworten persönlich, mal sachlich distanziert. Zuweilen gibt es Gemeinsamkeiten an unerwarteten Stellen, dann wiederum könnten die Aussagen unterschiedlicher nicht sein — zum Beispiel wenn es um die Annäherung an ein neues Themen- und Forschungsfeld geht. Ergänzt werden die Interviews durch zahlreiche Fotos aus dem Arbeitsalltag der Befragten; Zeichnungen und Skizzen unterstreichen ihre Statements und erlauben persönliche Einblicke in Büros und Labore. Entstanden ist Kronenbergers Masterarbeit im Rahmen des Visual Society Program, einer Kooperation des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung mit der Universität der Künste Berlin. MARIA LATOS

»ALICE, DER KLIMAWANDEL UND DIE KATZE ZETA«

Bunte Zeichnung von mehreren Personen, einem Walrolss, einem Hasen, einer Katze und einem rothaarigen Mädchen.

Von MARGRET BOYSEN

Durchs Kaninchenloch auf dem Telegraphenberg schlüpft Alice und landet mitten im Potsdam-Institut für Klimafolgen-forschung. Hier erlaubt ihr ein junger Forscher, in einen Supercomputer zu klettern und selbst verschiedene Klimamodelle zu durchwandern. Im Zeitraffer erlebt Alice nun Szenarien von Verwüstung und Eiszeit und findet sich mal im Regenwald, mal im Paradiesgarten wieder. Die skurrilen Bewohner der Modellwelten — von Prinz Karbon bis Lord Waterlow — und die Katze Zeta klären sie auf ihrer Reise über die potenziellen Folgen des Klimawandels auf: nonchalant statt belehrend, mal berührend, oft beängstigend — und stets metaphernberstend wie in Lewis Carrolls Original. Immer klingen dabei die Themen Weitsicht versus Kurzfristigkeit, Verantwortung versus Verdrängung an. Das Buch lässt sich leicht verschlingen und ist doch schwer zu verdauen, wagt man einen Blick in seine Abgründe. So etwa in der grotesken Schlussszene, die die Egoismen und Wortverdrehungen auf Klimakonferenzen persifliert. 40 Seiten Anhang erleichtern den Zugang zur Materie und wecken das Bedürfnis, die komplexen Zusammenhänge genauer zu verstehen. ALMUTH WIETHOLTZ-EISERT

Erschienen bei Edition Rugerup

»WAS LESEN SIE, HERR WESSLING?«

Drei Bücher auf einem Stapel. Obenauf: Ready Player.

READY PLAYER ONE von Ernest Cline!

2014. Ich verbringe einen Forschungsaufenthalt im Silicon Valley, wo mein Freund Arthur seit vielen Jahren lebt. Er entwickelte Java 1994, den Push-Knopf fürs Telefon, den ersten tragbaren Wifi-Musikspieler. Während meines Besuchs baut er gerade eine Kamera mit vielen Linsen, die 360 Grad des Raumes erfassen. Arthur hat eine gute Nase, wie die Zukunft aussehen wird. Er empfiehlt mir Ready Player One — mein erster Science Fiction Roman. Ich habe ihn verschlungen. 2040. Die Hauptfigur kann über eine Spielkonsole mit speziellen Brillen und Anzügen in die virtuelle Welt Oasis eintauchen. Es muss ein Schatz gesucht werden. Andere wollen den Schatz auch. Wer ist Feind, wer zeitweiliger Freund? Ein klassisches Thema. Das Buch wechselt zwischen virtuellen Zeitreisen und realen Herausforderungen. Doch die Grenzen werden diffus; emotional verzahnen sich die scheinbar getrennten Welten. 2016. Während ich diesen Text verfasse, schreibe ich meiner Tochter eine Nachricht per WhatsApp. Durch die Software Slack plane ich mit meinen Doktoranden neue Experimente, formuliere Hypothesen. Das Internet lässt Zeit, Ort, Welten und Spieler verschmelzen. Ready Player One gibt einen spannenden Einblick. 2040 ist morgen. Arthur hat immer noch die richtige Nase. Und Microsoft bringt seine HoloLens heraus. MATTHIAS WESSLING, Leibniz-Institut für Interaktive Materialien

Erschienen bei Random House

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