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Die Ultraläuferin

Über ihren Sport hat Andrea Löw ein Buch geschrieben. Wir verlosen drei Exemplare von »Happy Running«. Nehmen Sie hier teil.

 

 

Ich bin leidenschaftliche Läuferin, und mir kann es dabei kaum zu weit oder zu abenteuerlich sein. Vor gut 15 Jahren habe ich mit dem Laufen begonnen, als mir eine Hüft-OP drohte, ein zweiter Arzt mir stattdessen zu Muskelaufbau durch Sport riet. Heute habe ich keine Schmerzen mehr in der Hüfte und laufe stattdessen mehrtägige Etappenrennen durch Wüsten, afrikanische Dörfer oder die mongolische Steppe. Ich liebe es, Gegenden laufend zu erkunden, die ich sonst nie entdeckt hätte und empfinde da draußen ein Gefühl von großer Freiheit. Auch brauche ich unbedingt die Bewegung, denn als Historikerin sitze ich fast immer. Das Laufen bestimmt mein Leben und die Erfahrungen und Begegnungen auf diesen Läufen rund um den Globus haben mich stark geprägt. Im vergangenen Mai bin ich 522 Kilometer in neun Etappen durch das australische Outback gelaufen. Aus solchen (Grenz-)Erfahrungen schöpfe ich Energie für meine Arbeit. Gerade in stressigen Phasen erinnere ich mich an die Kraft, die es braucht, so ein Rennen zu finishen. Das hilft mir in vielen Situationen – im Grunde ist doch das ganze Leben ein Ultralauf.

ANDREA LÖW ist stellvertretende Leiterin des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin.

Andrea Löw mit Medaille am Ziel des Sahara Race 2017 in der Wüste.

Der Speedsurfer

Mit meinem Forschungsgegenstand, dem Meer, bin ich auch sportlich eng verbunden. Seit meinem 13. Lebensjahr auf dem heimischen See recht schnell unterwegs, hatte ich den jugendlichen Traum, einmal gegen die Jungs anzutreten, die ich bislang nur aus der Zeitschrift »surf« kannte. 2001 war es soweit: die erste Regatta, Euro-Cup in Travemünde, 140 Windsurfer. Seitdem verbringe ich jede freie Minute auf dem Wasser. Eines meiner Highlights war die Slalom-WM 2006 in der Türkei. Dort fuhr ich im Viertelfinale an dritter Position um die erste Boje, vor Weltmeister Kevin Pritchard aus Hawaii. Das Herz pochte, im Ziel war ich Vierter. Ab 2007 kam die Disziplin Speedsurfen dazu und ich wurde auf Anhieb Deutscher Meister. Den Titel habe ich seither siebenmal gewonnen, viermal wurde ich Vizemeister. Mein Geschwindigkeitsrekord liegt bei 44,25 Knoten (rund 82 Stundenkilometer) gemittelt auf 500 Metern. Das Gefühl der Naturgewalten und der schwerelose Zustand beim Gleiten über das Wasser haben mich in ihren Bann gezogen. Beruf und Freizeit bilden eine Traumkombination!

MICHAEL NAUMANN forscht in der Arbeitsgruppe »Dynamik regionaler Klimasysteme« des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung in Warnemünde. Am IOW koordiniert er die Umweltüberwachung und Zustandseinschätzung der Ostsee.

Michael Naumann beim Windsurfen.

Die Bogenschützin

In den kommenden Wochen folgen hier weitere Beiträge dieser Serie. Hier geht es zu
Folge 1
Folge 3
Folge 4.

Der Reiz des Bogenschießens liegt in der ganz eigenen Kombination aus Konzentration, Kraft, Ausdauer und Technik. Ziel ist es, immer exakt denselben Bewegungsablauf auszuführen, damit der Pfeil immer gleich fliegt. Auch der Kraftaufwand bleibt bei jeder Entfernung gleich (in meinem Fall circa 16 Kilogramm, die ich aufwende, um den Bogen zu spannen), die Ziele unterscheiden sich lediglich in der Größe. Unser Ziel ist es dabei übrigens nicht »ins Schwarze« zu treffen, sondern in den goldfarbigen Kreis in der Mitte der Zielscheibe in exakt 70 Metern Entfernung. Im Wettkampf herrscht meist eine entspannte, familiäre Atmosphäre. Jede kämpft zunächst mit sich selbst. Natürlich will ich auch gewinnen – 2018 etwa war ich Deutsche Meisterin in meiner Altersklasse – aber eine neue persönliche Bestleistung kann genauso befriedigend sein. Unser Schießplatz ist von Bäumen umstanden, und wenn ich da hinkomme, ist das fast wie Urlaub. Die Konzentration auf das Schießen hilft, den Kopf frei zu bekommen. Wenn ich zu viele Gedanken aus dem Büro mitbringe, merke ich das sofort am schlechteren Trefferbild. Last, but not least: Ich bin überzeugte Anhängerin von Vereinssport. In Vereinen begegnen sich die unterschiedlichsten Menschen. Alter, Herkunft, Bildung, sozialer Status – das alles ist im Sport egal. Alle ins Gold!

RUT FERNER ist Assistentin im Büro der Präsidentin des Leibniz-Instituts Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.

Rut Feiner mit Pfeil und Bogen.

Der Wakeboarder

Für mich als Wakeboarder beginnt die Saison im April und endet im September, mit etwas Glück erst Anfang Oktober. Im Frühjahr ist das Wasser noch winterlich kalt, gen Herbst sommerlich temperiert. Sowohl früh als auch spät in der Saison flaut der Hochbetrieb ab, der im Sommer gerne in den Wakeboard-Anlagen herrscht. Das macht das Fahren entspannter und lässt Platz für das Ausprobieren neuer Tricks. Mit im Schnitt zwei bis vier Stunden pro Woche auf dem See bin ich weit davon entfernt, ein Profi zu sein. Aber darauf kommt es auch nicht an. Der einzige Ort, an dem meine Gedanken nicht rennen und der Kopf wirklich klar ist, ist auf dem Wasser – man könnte sagen: das ist mein happy place. Wakeboarden ist eine Mischung aus Hochkonzentration und Körperintelligenz – und bei 25 bis 30 Kilometern pro Stunde fordernd und befreiend zugleich. Wenn man es richtig macht, reichen zwei Stunden völlig aus. Zwar ist der Akku hinterher leer, der Endorphinhaushalt aber voll bis zum Anschlag.

FELIX KRETZ ist Pressereferent am ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim.

Felix Kretz auf dem Wakeboard.

Die Countrytänzerin

2008 bin ich auf das Country Dancing aufmerksam geworden, das mit wechselnden Partnern in einer langen Gasse oder in quadratischer Aufstellung getanzt wird. Früher war dieser Tanz in ganz Europa verbreitet, wurde dann von Paartänzen wie dem Walzer abgelöst, bevor er durch die Verfilmungen der Jane Austen-Romane im späten 20. Jahrhundert eine neue Blüte erlebte. Ich bin im Scottish Country Dancing aktiv, das stark von schottischer Folklore beeinflusst ist. Seit Februar 2019 tanze ich bei den Narhalla Dancers in Mainz. Die Gendergrenzen sind im Scottish Country Dancing sehr fließend, da immer auch Frauen mit Frauen und Männer mit Männern tanzen. In der schottischen Armee sind einige reine Männertänze entstanden, die mittlerweile aber zum Standardrepertoire aller Gruppen gehören. Einer davon ist das Reel of the 51st Division, das im Zweiten Weltkrieg von schottischen Kriegsgefangenen in Deutschland entwickelt wurde. Es ist ein sehr patriotischer Tanz, aber für mich auch ein Tanz der Hoffnung und Versöhnung. Tanzen inmitten des Krieges – das sollte es öfter geben!

MONIKA BARGET ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich »Digitale historische Forschung« am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz.

Monika Barget im schottischen Tanz-Kostüm.

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