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Schon als Kind bin ich gerne angeln gegangen. Aus Fischmehlen, Milchproteinen, Sojamehl und Eiern habe ich gekochte Teigkugeln zum Karpfenangeln hergestellt. Dabei habe ich mich immer gefragt, ob die Fische wohl wissen, wie gefährlich diese Leckerbissen sind. Und ob sie dann einen Bogen darum schwimmen. Heute erforschen mein Team und ich, wie die Tiere auf die Fischerei reagieren. Und wir widmen uns der Gegenseite: der Anglerpsychologie.

Man könnte meinen, wir betrieben Forschung für Randgruppen, aber in Deutschland angeln rund 3 Millionen Hobbyfischer an Binnengewässern, die gepflegt und bewirtschaftet werden. Damit schaffen sie mehr Arbeitsplätze als die kommerzielle Industriefischerei. Angelvereine setzen regelmäßig Fische in die Gewässer, um Populationen und Fänge zu sichern. Doch die Auswirkungen und Erfolge wurden lange kaum untersucht. In unserem Besatzfisch-Projekt analysieren wir deshalb seit fünf Jahren, wie die Nutzung der Gewässer und ihr Schutz vereint werden können.

80 Prozent meiner Zeit sitze ich im Büro, werte Fragebögen aus und schreibe Aufsätze. Aber etwa drei Wochen im Jahr verbringe ich am Wasser, um Fische zu fangen und zu markieren. Viele glauben, dass ich mehr Fische fange als andere Angler. Das stimmt leider nicht. Aber immerhin verstehe ich durch meine Forschung immer besser, warum man manchmal ohne Fang nach Hause geht. Einige Arten lassen sich leicht fischen, zum Beispiel der Hecht. Andere Fische wie der Karpfen gehen seltener an den Haken.

In einer Population gibt es auch immer »unfangbare« Fische. Das liegt nicht am falschen Köder oder dem falschen Zeitpunkt, wie viele Angler meinen. Es ist tatsächlich so, wie ich es als Kind vermutet habe: Durch das Angeln züchtet man schlecht fangbare Fische. Sie haben gelernt, dass der leckere Teigköder nichts Gutes bedeutet.

ROBERT ARLINGHAUS leitet die Arbeitsgruppe »Biologie und Ökologie der Fische« am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin.

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