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In den Depots der Leibniz-Forschungsmuseen schlummern weit mehr als 100 Millonen verborgene Schätze. Dieses Mal haben wir die Kunsthistorikerin BIRGIT SCHÜBEL vom Germanischen Nationalmuseum, dem Leibniz-Forschungsmuseum für Kulturgeschichte, gebeten, uns ihr Lieblingsobjekt vorzustellen.

Im Zuge einer Überprüfung von Dauerleihgaben in unserem Depot stieß ich auf dieses Porträt. Das Gemälde zeigt eine junge Frau mit Feder und Blatt an einem Tischchen sitzend. Sein Titel: Regina Clara Harsdörfer, geb. Stromer von Reichenbach (1696— 1735).

Auffallend und ungewöhnlich ist Harsdörfers dunkle Gesichtsfarbe. Ein kleiner Zettel auf der Gemälde-Rückseite gibt Aufschluss: Er besagt, dass die Dargestellte mit 39 Jahren im Kindbett verstarb und das Gemälde posthum nach ihrem Aussehen im Sarg angefertigt wurde. Ihr Bildnis sei deswegen so dunkel ausgefallen; ich vermute, dass sich ihre Haut bereits verfärbt hatte.

Interessant ist aber auch, was Gemälde und rückseitiger Zettel über die Tätigkeiten einer gebildeten Frau aus gutem Haus im Nürnberg des 18. Jahrhunderts verraten. Der Text informiert, dass Regina Harsdörfer Ehemann und Kindern ein Abschiedslied gewidmet hatte, das auf dem Blatt in ihrer linken Hand zu lesen ist.

Außerdem hatte sie ihre Kleidungsstücke, Haube, blaues Halsband und das reich mit Blumen bestickte Kleid, selbst angefertigt und das Tischchen mit Blumen und Chinoiserien lackiert. Bereits mit 15 Jahren hatte Regina Clara Harsdörfer zwei Zeichenbücher, sogenannte »Reissebücher«, angelegt, die ihr wohl als Vorlagen für Stickereien dienten. Offensichtlich eine vielseitig begabte Frau!

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