»HEGELS LOGIK LESEN. EIN SELBSTVERSUCH«
Von PATRICK EIDEN-OFFE
Einen Winter lang nimmt sich Patrick Eiden-Offe vom Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung vor, jeden Morgen eine Stunde in Hegels »Wissenschaft der Logik« zu lesen. Die Frage nach dem Warum erübrigt sich hier — er tut es einfach, ganz ohne Anleitung und ohne Sekundärliteratur, konsequent von Anfang bis Ende, weil der Gedanke schon immer in seinem Kopf herumspukte. Das Ergebnis ist ein Essay über die Logik der Logik, die eine Wissenschaft von der Wissenschaft sein möchte. Ganz so kompliziert geht es im Selbstversuch des Literaturwissenschaftlers dann aber nicht zu. Im Gegenteil, es ist ein Buch, das nicht nur die dunklen Tiefen des Hegelschen Denkens auslotet, sondern auch humorvoll und persönlich die Gedanken des Autors schildert. Und am Ende von Eiden-Offes Reise ist es das tröstende Gefühl, tiefe Einblicke in den Versuch und in das Wirken von Hegels monumentalstem Werk erhalten zu haben — ganz so, als habe man es doch tatsächlich gelesen und wenigstens in Teilen endlich begriffen.
LEA NEUBAUER
Erschienen im Verlag Matthes & Seitz Berlin
»BERLIN. DAS ROM DER ZEITGESCHICHTE«
Von HANNO HOCHMUTH
Berlin hat für die Zeitgeschichte eine ähnliche Bedeutung wie Rom für die Antike. Diese sicher nicht unumstrittene These stellt Hanno Hochmuth vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam mit der Wahl seines Buchtitels auf. Durchaus nachvollziehbar, stand Berlin im 20. Jahrhundert doch im Zentrum zweier Weltkriege, zweier Diktaturen, des Kalten Kriegs und des Zusammenbruchs des Ostblocks. Und dann war da noch die deutsche Wiedervereinigung. Hochmuth nimmt seine Leserinnen und Leser mit auf eine topografische und fotografische Zeitreise vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Diese gliedert er in 17 Kapitel, deren Themen er auf wenigen Seiten mit jeweils drei exemplarischen Orten in Wort und Bild vorstellt. So beleuchtet er unter anderem das »Babylon Berlin« der 1920er Jahre, das jüdische Berlin ebenso wie die »Germania«-Welthauptstadtpläne Adolf Hitlers, die Hauptstadt der DDR und das Biotop West-Berlin. Das Buch eignet sich als Lektüre zur jüngeren Geschichte Berlins, funktioniert durch die differenzierte Gliederung aber auch als zeithistorischer Stadtführer.
CHRISTOPH HERBORT-VON LOEPER
Erschienen im Ch. Links Verlag
»DER JUDENHASS. EINE GESCHICHTE OHNE ENDE?«
Von SEBASTIAN VOIGT
Sein Buch beginnt Sebastian Voigt mit dessen »Anliegen«: Sich dem Judenhass zu widmen, folge einer einzigen Motivation — ihn abzuschaffen. Der Historiker vom Institut für Zeitgeschichte beschreibt ihn als zentrale Gefahr für unser Zusammenleben, als »Kernideologie«, die einen Ausgangspunkt für andere antimoderne Phänomene markiere, einen Gegenentwurf zur kritisch-aufgeklärten, demokratischen Gesellschaft. In einer 2.500 Jahre umfassenden Zeitreise geht er zurück zu den Anfängen der Judenfeinschaft in der Antike, reist durchs Mittelalter in die Neuzeit, betrachtet den Antisemitismus des 18. und 19. Jahrhunderts, der in Auschwitz seinen grausamen Höhepunkt findet, der bis heute nachwirkt. Es geht Voigt dabei nicht um eine Neudefinition des Judenhasses, sondern darum, seinen Wandel über die Zeit zu ergründen — und Argumente für gegenwärtige Kontroversen an die Hand zu geben. Wie nötig sie sind, zeigt sich nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 ganz aktuell.
DAVID SCHELP
Erschienen im S. Hirzel Verlag
WAS LESEN SIE, HERR ZIELISNKI?
»THE HITCHHIKER’S GUIDE TO THE GALAXY von DOUGLAS ADAMS!«
Ich lese aktuell ein Buch, das über 40 Jahre alt ist und das ich vor etwa 30 Jahren das erste Mal gelesen habe. Ich glaube, es ist eine Art Selbstexperiment, um zu sehen wie sich meine Wahrnehmung auf den Text verändert hat. »The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy« von Douglas Adams erzählt die Geschichte von Arthur Dent, dessen Leben sich schlagartig ändert, als die Erde zerstört werden soll, um Platz für eine intergalaktische Schnellstraße zu machen. Sein außerirdischer Freund Ford Prefect rettet ihn im letzten Moment, und sie begeben sich auf eine unglaubliche Reise durch das Universum. Ich liebe den Humor von Douglas Adams, der ernste Themen wie den Sinn des Lebens und die Absurditäten der Bürokratie auf unterhaltsame Weise behandelt. Das Buch hat auch heute noch besondere Aktualität und bietet in einer Zeit, in der wir uns mit Künstlicher Intelligenz und Sinnfragen beschäftigen, wertvolle Denkanstöße. Einige der beschriebenen Technologien sind mittlerweile nicht mehr Science-Fiction, sondern quasi Realität — Sinn und Unsinn dieser Innovationen hatte Adams schon damals gut im Blick. Die Mischung aus tiefgründiger Philosophie und spritzigem Humor macht sein Buch zu einem zeitlosen Klassiker, den ich sicher auch in 30 Jahren nochmals lesen werde.
OLIVER ZIELINSKI, Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde
Erschienen bei Pan Books (1979)
»WOMEN IN HERPETOLOGY«
Frühmorgens mit pitschnassen Füßen inmitten eines Schwarms Moskitos auf der Suche nach sich paarenden Fröschen. An heißen Stränden Ausschau haltend nach seltenen Schildkröten. Im Gebüsch auf den Spuren von Schlangen und Salamandern. Das Forschungsfeld der Herpetologie ist weit und Abenteuer sind stets ein Teil der Ergebnisse. Als ein Teilgebiet der Zoologie erforscht die Herpetologie die Tierklassen der Amphibien und Reptilien. Die kriechenden, glitschigen, springenden und dahingleitenden Tiere sind wechselwarm, leben meist im und um das Wasser herum und sind nicht selten an sonnigen Plätzchen zu finden. Erforscht werden sie weltweit von den unterschiedlichsten Personen, meistens jedoch von Männern. Um ein besseres Netzwerk auch für Frauen in diesem Gebiet zu schaffen, haben sich einige internationale Forscherinnen für ein Projekt zusammengetan, darunter Umilaela Arifin vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels. Entstanden ist dabei das Buch »Women in Herpetology«. Darin berichten 50 Frauen aus 50 Ländern, Regionen und Kulturen der Welt aus ihren spannenden Leben als Forscherinnen in der Herpetology. Sie schreiben von Hürden und davon, wie sie diese überwunden haben, von Erfolgen, Reisen und Expeditionen. Geschmückt von bunten Illustrationen der Forscherinnen und ihrer Tiere, sollen diese Geschichten die zukünftigen Generationen der Frauen ermutigen und inspirieren, einen Weg in der Forschung einzuschlagen. Der gesamte Erlös des Buches fließt in Stipendien, die Studentinnen eine Teilnahme am Weltkongress für Herpetologie 2024 ermöglichen.
Eine Kopie des Buches kann über die Website des Projekts erworben werden.
VERLOSUNG
Falls wir Ihr Interesse geweckt haben: Wir verlosen je drei Exemplare von »Hegels Logik«, »Berlin/Rom« und »Der Judenhass«. Noch bis 07.01.2025 (Einsendeschluss) können Sie hier an der Verlosung teilnehmen. Bitte geben Sie an, welches Buch Sie gewinnen möchten. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden von uns per E-Mail benachrichtigt.
Wir wünschen Ihnen viel Glück und viel Spaß bei der Lektüre!